WiYou.de - Ausgabe 05/2014 - offizielles Messemagazin zum Forum Berufsstart - page 10

WiYou . Wirtschaft und Du . Ausgabe 5­2014
Fotos: Paul­Philipp Braun
Medien
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Philipp wollte eigentlich mal Förster werden, später doch lieber Medizin stu­
dieren – und ist jetzt freiberuflicher Fotojournalist, Onlineredakteur, Social
Marketer … und das mit 18 Jahren.
Eine berufliche Laufbahn, die so nicht ge­
plant war, weil sie so auch gar nicht geplant werden kann. „Das hat sich alles
irgendwie ergeben. Seit ich denken kann, bin ich im Deutschen Roten Kreuz
aktiv und hab dort immer neue Herausforderungen gesucht. So kam ich dort
in die Abteilung Öffentlichkeitsarbeit.“ Das war vor gut sechs Jahren. Philipp
übernahm damals erste Fotoarbeiten und fand Gefallen am neuen Aufgaben­
feld. Er bewies dabei so viel Talent, dass ein Kandidat der Eisenacher Ober­
bürgermeisterwahl ihn als Verstärkung in sein Wahlkampfteam holte. Philipp
war dort für Fotografie und Social Marketing verantwortlich und immer mit
dabei, wenn offizielle Termine anstanden. „Dabei habe ich unwahrscheinlich
viele Leute kennengerlernt.“ Einer dieser neuen Kontakte führte Philipp zur
freien Mitarbeit in der Lokalredaktion einer großen Thüringer Tageszeitung,
ein anderer zu einem Eisenacher Onlinemagazin. Dort kam Philipp dann auch
zum Schreiben, denn gerade in kleineren Redaktionen muss jeder alles ma­
chen, also zu einem Bild auch einen Text verfassen können. „Ich hatte ja keine
richtige Ausbildung, sondern nur meine praktischen Erfahrungen, habe aber
durch die tägliche Arbeit immer mehr dazu gelernt und mir viel bei den
Kollegen abgeschaut. Obwohl mir alles Spaß gemacht hat, fand ich die Foto­
grafie einfach spannender und habe mich weiter darauf konzentriert.“ Philipp
meldete ein Kleingewerbe an und fing an, selbst Kunden zu akquirieren. Er fo­
tografierte Hochzeiten, Vereinsveranstaltungen, Firmenfeiern und auch für
größere Auftragsgeber. Diese Medienkarriere startete Philipp übrigens in sei­
ner Freizeit, denn hauptberuflich drückte er noch bis zum Frühjahr dieses
Jahres die Schulbank. „Das war schon manchmal stressig. Gerade dann zur
Prüfungszeit. Ich habe morgens mein Deutschabitur geschrieben und war
dann nachmittags zum Besuch der Kanzlerin als Fotograf unterwegs.
Außerdem muss man, gerade für aktuelle Nachrichten, dann vor Ort sein,
wenn etwas passiert – auch nachts, wenn irgendwo ein Unfall passiert ist. Da
ist egal, wann morgens wieder der Wecker klingelt.“ Philipps Eltern hatten des­
halb am Anfang ihre Bedenken. „Aber als sie die ersten Erfolge gesehen ha­
ben, waren sie dann auch überzeugt und haben mich immer unterstützt, wenn
ich ihrer Hilfe brauchte und mich zum Beispiel zu einem Termin gefahren,
wenn ich dort mit Bus und Bahn nicht hinkam.“
Zwar könnte Philipp momentan von seiner Selbstständigkeit leben, hat sich
jedoch trotzdem für einen anderen Weg entschieden:
„Ich weiß, wie unsicher
diese Branche sein kann und so ein ‚ungelernt freiberuflich‘ macht sich auf
Dauer im Lebenslauf auch nicht gut.“ Da er aber nicht gleich nach der Schule
zum Studium gehen wollte, begann er im September ein Freiwilliges Soziales
Jahr beim Jugendrotkreuz Thüringen. „Da arbeite ich zum einen auch wieder
in der Öffentlichkeitsarbeit, kümmere mich aber auch um die Organisation
von Jugendprojekten und Veranstaltungen.“ Philipp hat vor, danach Journalis­
tik studieren. „Ich möchte mich beim Schreiben einfach noch weiter qualifi­
zieren. Ein reines Fotografiestudium ist nichts für mich – zumal ich wohl die
Aufnahmeprüfung nicht bestehen würde, dafür muss man nämlich richtig gut
zeichnen können.“ (mü)
Auf Abruf abdrücken
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Mit dem Handy einen Schnappschuss machen, weil man zufällig zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist, um den frisch verheirateten Superstar abzulichten oder
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sein Mittagessen durch den Instagram­Filter zu jagen – das ist keine große Herausforderung – hat allerdings auch nicht so viel mit Fotojournalismus zu tun.
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Denn wer mal einem Profi über die Kamera guckt, sieht: Da gehört doch mehr dazu. Zum Beispiel nachts auf Abruf zu sein, dann draufzuhalten, wenn
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andere lieber weggucken und auch noch einen passenden Text zum Foto schreiben zu können. Und zwar schnell. „Nachrichten können nämlich nicht
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warten“, weiß der freiberufliche Fotojournalist Paul­Philipp Braun.
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Foto-
journalist
(m/w)
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