WiYou.de - Ausgabe 05/2014 - offizielles Messemagazin zum Forum Berufsstart - page 9

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Aber alles andere machst du allein?
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„Katharina und ich haben keine Redaktion, die für uns arbeitet, Ideen ausar­
beitet, Gags schreibt oder rausfährt, das machen alles wir.“
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Was machst du während der Sendung, wenn Musik läuft?
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„Facebook bespaßen, mit Gewinnern telefonieren, Gespräche und Trailer auf­
zeichnen und schneiden, Videos drehen, schneiden und hochladen, und mal
schnell aufs Klo gehen.“
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Wie sieht denn dein normaler Arbeitstag aus?
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„Ich stehe um Drei auf, gehe mit dem Hund raus – den anzuschaffen war üb­
rigens die beste Idee, die ich jemals hatte. Ich war noch nie so viel an der fri­
schen Luft – viertel fünf bin ich dann im Sender, hab mir nochmal die neuesten
Schlagzeilen angeguckt, vielleicht noch ein, zwei Gags geschrieben und dann
geht’s auf Sendung. Dann kurz Kaffeepause, der Aircheck, also die Auswertung
und was sonst noch anliegt. Mittags geh ich schnell heim und nochmal mit
dem Hund raus, dann wieder zurück zum Sender und alles für den nächsten
Tag vorbereiten. Da ist mal früher und mal später Schluss. Manchmal sind wir
dann noch unterwegs für irgendeine Aktion. Abends setze ich mich dann mit
den letzten Schlagzeilen des Tages hin und schreibe meine Gags zu den
Themen für den nächsten Morgen. Nebenbei guck ich noch das, worüber man
morgen reden wird und dann geht’s ins Bett, meist so zwischen zehn und elf.“
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Viel Zeit für Privatleben bleibt da aber nicht.
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„Das stimmt leider und ist einer der großen Nachteile an diesem Job. Ich kann
abends nicht ewig lang in der Kneipe sitzen, zumindest werktags ist da einfach
nix. Freunde und Familie gehen nur am Wochenende.“
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Dafür gibt’s reichlich Kohle und Ruhm?
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„Naja, ich fahre einen Golf 3, das sagt viel zum Thema Kohle. Aber Ruhm, das
stimmt schon ein bisschen. Die meisten in Thüringen haben schon vom Nick
und seiner Morning Show gehört.
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Und erkennen dich auch auf der Straße?
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„Sogar im Dunkeln. Das ist komisch und ich musste erstmal lernen, damit zu­
rechtzukommen. Wobei so ganz gepeilt hab ich das immer noch nicht. Ich
kannte von Radiomoderatoren früher nur die Stimme, mehr hat mich auch
nicht interessiert. Heute weiß jeder, wie man aussieht, wo man wohnt, ob
WiYou . Wirtschaft und Du . Ausgabe 5­2014
Foto: Radio Top 40
Kultur.Block
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man ´nen Hund hat. Durch Facebook, Twitter, Instagram und Webcams hat
sich da viel verändert, da kannste auch während der Sendung nicht mal un­
bemerkt popeln.“
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Gibt’s für dich da ´ne Grenze zwischen öffentlichen und privatem Nick?
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„Ich poste auch, wenn ich privat unterwegs bin, mal ein Bild, vom Hund oder
so. Man muss viel von sich preisgeben, um den Hörer zu kriegen, aber es darf
auch nicht zu viel werden. Ich würde nie ein Foto von einer privaten
Geburtstagsfeier veröffentlichen oder von meiner Familie.“
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Wie findet deine Familie eigentlich den Nick im Radio?
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„Na meine Mutter ist, wie Mütter eben sind, mein größter Fan. Mittlerweile
versteht sie auch den Witz und hat sich an den ironischen Unterton gewöhnt.
Es ist ja doch alles mit nem Augenzwinkern zu verstehen. Ansonsten hat meine
Familie von Anfang an gesagt, wenn du abhebst, dann passiert was.“
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Du warst vor Kurzem für die Handwerkskammer unterwegs und hast in
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viele verschiedene Berufe reinschauen können. Da mal gedacht: „So ein
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normaler Nine­to­five­Job wär auch nicht schlecht?
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„Klar, häufig. Ich würde auch extrem gern als Straßenbahnfahrer arbeiten.
Oder als Tankwart – da haste Feierabend und schließt ab. Musst nicht quer­
denken, nicht heute schon an die Sendung nächsten Mittwoch. Als
Radiomoderator kann ich nicht abschalten, bin ständig auf Empfang und gu­
cke, was ich für die Sendung nutzen kann, wie ich dazu einen ordentlichen
Gag hinbekomme. Und jeden Tag lustig sein, jeden verdammten Tag Witze
machen, über die andere lachen können, ist echt Arbeit. “
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Machst du dir Gedanken über deine berufliche Zukunft?
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„Also in zehn Jahren möchte ich nicht mehr moderieren, sag ich zumindest
jetzt. Vielleicht mag mich auch schon morgen keiner mehr. Mein Job ist nicht
der sicherste, aber es hängt viel von einem selbst ab. Wer sich einbringt und
engagiert, für den geht’s immer weiter. Außerdem ist gerade eine Zeit, in der
Leute gesucht werden, die entertainen können.“
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Ist dein Job ein Traumjob?
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„Ich würde lügen, wenn ich sage ‚ja‘, aber ich kann auch nicht ‚nein‘ sagen.
Wer beim Radio arbeiten möchte, sollte unbedingt ein Praktikum machen –
mindestens drei Monate, damit er sieht, was Radiomachen bedeutet.“(mü)
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