WiYou.de - Ausgabe 05/2014 - offizielles Messemagazin zum Forum Berufsstart - page 51

WiYou . Wirtschaft und Du . Ausgabe 5­2014
Foto: Manuela Müller
Kunststoff
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Kleine Kunststoffstückchen
„Ich hatte keinen richtigen Wunschberuf und habe mal geguckt, was es
überhaupt so gibt“, sagt Michele, der dann eher zufällig auf den Beruf Ver­
fahrensmechaniker für Kunststoff­ und Kautschuktechnik stieß.
So genau
wusste er damals allerdings noch nicht, was eigentlich dahinter steckt, deshalb
nutzte er den Tag der offenen Tür bei HPT in Neuhaus, um einen Blick hinter
die Kunststoffkulissen zu werfen und sich über die Aufgaben und Arbeits­
bereiche vor Ort zu informieren. „In der Produktionshalle ist es natürlich nicht
wie am Schreibtisch im Büro. Es ist warm, laut und riecht auch mal unange­
nehm, aber für jemanden wie mich, der lieber praktisch arbeitet und sich für
Maschinen interessiert, ist das genau das Richtige“, entschied Michele und
bewarb sich bei HPT. Er überzeugte im anschließenden Probearbeiten und be­
gann 2013 seine dreijährige Ausbildung.
Als Verfahrensmechaniker für Kunststoff­ und Kautschuktechnik hat Michele
nun zwei verschiedene Arbeitsbereiche:
Als Einrichter und als Führer der
Maschinen und Anlagen. Bei HPT gibt es verschiedene Spritzgussmaschinen,
mit denen das Kunststoffgranulat erhitzt und in Form gespitzt wird. So entste­
hen zum Beispiel die kleinen Pumpfläschchen für Nasenspray oder Kontakt­
linsenbehälter. Damit eine Maschine nicht nur immer ein und dasselbe
Produkt herstellen kann, sind einzelne Bauteile, beziehungsweise Werkzeuge
und Formen, austauschbar.
Und genau da ist Michele als Einrichter gefragt, denn je nach Produktions­
auftrag baut er die Maschinen um.
„Wichtig ist, dass man versteht, wie die
Maschinen aufgebaut sind. Man muss sie auseinandernehmen und wieder zu­
sammensetzen können. Dafür braucht man nicht nur technisches Verständnis
und handwerkliches Geschick, sondern auch räumliches Vorstellungsvermö­
gen. Außerdemmuss man technische Zeichnungen lesen können. Das und al­
les weitere, was er theoretisch wissen muss, lernt Michele in der Berufsschule,
für die er regelmäßig nach Sonneberg fährt. Dort stehen die Naturwissen­
schaften imMittelpunkt. „Ohne ein solides Grundwissen in Mathe, Physik und
Chemie kommt man da nur schwer mit. Denn man muss sich nicht nur mit
Maschinen auskennen, sondern auch mit dem Werkstoff Kunststoff.“
Wie bei den meisten technischen Ausbildungsberufen, gehören auch beim
Verfahrensmechaniker für Kunststoff­ und Kautschuktechnik die handwerk­
lichen Grundfertigkeiten mit handgeführten Werkzeugen zur Grundaus­
bildung.
Dazu besucht Michele überbetriebliche Lehrgänge, die es dann zum
Beispiel auch noch für Elektronik, Elektropneumatik oder Steuer­ und Rege­
lungstechnik gibt.
Eine weitere Aufgabe für ihn wird später nämlich das Bedienen und Steuern
der Maschinen und ­anlagen sein.
„Das ist alles nicht ohne, aber wenn man
dran bleibt, sind Theorie und Praxis gut zu schaffen, wichtig ist einfach, dass
man mit Freude dabei ist.“ Für Michele steht jetzt schon fest, dass er auch
nach seiner Ausbildung weiter in diesem Beruf arbeiten will. „Es gibt hier ein­
fach nichts, was mir keinen Spaß macht. Naja, bis auf das Reinigen der Öl­
wannen, aber das kommt nicht so oft vor und gehört nun mal dazu.“ (mü)
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Wärme macht Kunststoff formbar – das weiß jeder, der schon einmal aus Versehen eine Plasteschüssel auf die heiße Herdplatte gestellt hat. Während
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bei so einem Missgeschick höchstens ein abstraktes Kunststoff­Kunststück entsteht, arbeitet die Industrie zwar nach dem gleichen Prinzip, aber natürlich
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viel gezielter. Kleine Kunststoffstückchen, das sogenannte Granulat, wird mithilfe spezieller Maschinen erhitzt und geformt. Dafür, dass dabei auch wirklich
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die Form entsteht, die man haben möchte – im Gegensatz zur Schüssel auf dem Herd – sorgen Verfahrensmechaniker für Kunststoff­ und Kautschuktechnik
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wie der 17­jährige Michele.
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Aufgaben
Verfahrensmechaniker für Kunststoff­ und Kaut­
schuktechnik stellen Bauteile und Baugruppen aus
Kunststoff her, richten dazu die Maschinen und
Anlagen ein und steuern den Produktionsprozess.
Dauer
3 Jahre
Voraussetzungen
technisches Interesse, handwerkliches Geschick,
Beobachtungsgenauigkeit, räumliches Vorstel­
lungsvermögen, gute Hand­Auge­Koordination,
gute Noten in naturwissenschaftlichen Fächern
Chancen
Neben der Weiterbildung zum Techniker oder
Meister ist unter anderem, bei entspre­
chenden Zugangsvorrausetzungen, ein
Studium – zum Beispiel im Bereich
Kunststofftechnik möglich.
Verfahrens-
mechaniker für
Kunststoff- und
Kautschuktechnik
(m/w)
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